Anselm Kiefer, Stephan Balkenhol, Marina Abramovic, Erwin Wurm: Der „Walk of Modern Art“ in Salzburg, eine Dauerleihgabe der Sammlung Würth an die Mozartstadt, vereint Skulpturen international renommierter Künstler. Ein Kunstspaziergang.
Bei Salzburg denkt man an Mozartkugeln und Festspiele, an die Getreidegasse oder Schloss Hellbrunn. In der Altstadt gibt es jedoch eine weitere Attraktion zu entdecken: den „Walk of Modern Art“, einen Skulpturenparcours mit 14 Werken hochrangiger Gegenwartskünstler. „Die Sprache der Vögel“ von Anselm Kiefer, ein vier Meter hohes Flügelpaar, zieht seit April 2019 im Hof des Regierungshofes Salzburg die Blicke auf sich. Die wuchtige Bronzefigur ist der aktuellste Neuzugang für den „Walk of Modern Art“. Bei der Enthüllung waren sowohl Kiefer selbst als auch Prof. Dr. h. c. mult. Reinhold Würth, Stiftungsaufsichtsratsvorsitzender der Würth-Gruppe, vor Ort. Das hat einen guten Grund: 2013 hat die Sammlung Würth den „Walk of Modern Art“ übernommen, sie stellt den Skulpturenparcours seither der Stadt Salzburg als Dauerleihgabe zur Verfügung.

SPHAERA – EINE MÄNNLICHE FIGUR AUF EINER GOLDKUGEL STEHEND, GESCHAFFEN VOM DEUTSCHEN BILDHAUER STEPHAN BALKENHOL, GEHÖRT ZU DEN MEISTFOTOGRAFIERTEN MOTIVEN IN SALZBURG, 2007.
Reinhold Würth pflegt seit jeher ein Faible für Österreich und seine Künstler. Mehr als 18.000 Kunstwerke insgesamt gehören mittlerweile zur Sammlung Würth, darunter die wohl größte Sammlung österreichischer Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts außerhalb des Alpenlandes. Seit 2009 besitzt der Unternehmer zusätzlich zur deutschen auch die österreichische Staatsbürgerschaft. Er hat einen Wohnsitz in Salzburg – und besucht als regelmäßiger Gast die Salzburger Festspiele. Die persönliche Verbundenheit zu Österreich beruht auf Kindheits-erfahrungen: „Der erste Auslandsaufenthalt, an den ich mich überhaupt erinnern kann, war eine Geschäftsreise meiner Eltern 1941 nach Wien. Die Pracht des Schlosses Schönbrunn hat mich als kleiner Bub sehr beeindruckt. In meinem späteren Leben bin ich immer wieder nach Österreich gereist, beruflich, geschäftlich und natürlich auch der Kultur wegen“, so Professor Würth.

CONNECTION – Elf Meter lange Skulptur des österreichischen Bildhauers Manfred Wakolbinger, die in ihrer geschwungenen Form Bezug auf den Fluss nimmt, der neben ihr fließt, 2011.
„DIE GEGENDEN VON SALZBURG, NEAPEL UND CONSTANTINOPEL ZÄHLE ICH ZU DEN SCHÖNSTEN DER ERDE.“
Alexander von Humboldt
Die Mozartstadt Salzburg ist deshalb, wie für viele kunst- und musikbegeisterte Menschen aus der ganzen Welt, auch für Reinhold Würth, seine Ehefrau Carmen und die gesamte Familie ein ganz besonderer Ort. Mit dem „Walk of Modern Art“ entstand dort für die Sammlung Würth eine einzigartige „Freilichtbühne“. Kunst und Kultur der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, ist ein großes Anliegen des Kunstförderers.
Der Skulpturenpark ist das Resultat des auf zehn Jahre angelegten „Kunstprojekts Salzburg”, einer Initiative von der Salzburg Foundation in Kooperation mit der Stiftung für Kunst und Kultur e.V. Bonn. In den Jahren 2002 bis 2011 wurden sukzessive Künstler dazu eingeladen, eine Arbeit eigens für das Projekt zu realisieren. 2017 kam noch der „berliner block“ im Mirabellengarten von Georg Trieb dazu, einem deutsch-österreichischen Künstler, der in Salzburg lebt.

DIE SPRACHE DER VÖGEL – Bronzene Adlerschwingen erheben sich über einem Stapel Bücher: Neuestes Werk für den Walk of Modern Art von Anselm Kiefer, 2019.
Die nun 14 Werke des „Walk of Modern Art“ sind in der ganzen Innenstadt verteilt – und so unterschiedlich wie ihre Urheber. Einige Beispiele: Die durch ihre spektakulären Performances berühmt gewordene serbische Künstlerin Marina Abramovic etwa hat mit „Spirit of Mozart“ an der Staatsbrücke eine interaktive Skulptur aus einem Ensemble von Edelstahlstühlen geschaffen. Ein 15 Meter hoher Stuhl ist von acht weiteren, für die Betrachter benutzbaren Sitzgelegenheiten umgeben. Sie laden in der belebten Stadt zum Verweilen und Innehalten ein.
„Sphaera“, die Skulptur des deutschen Bildhauers Stephan Balkenhol auf dem Kapitelplatz, zeigt eine lebensgroße männliche Figur lässig auf einer zwei Tonnen schweren vergoldeten Kugel mit einem Durchmesser von fünf Metern stehend. Das gesamte Kunstwerk ist mit Sockel insgesamt neun Meter hoch und durch seinen Goldglanz kaum zu übersehen. Das 1,40 Meter große weibliche Pendant im Toscaninihof trägt den Titel „Frau im Fels“. Mittlerweile ist „Sphaera“ zu einer Art Wahrzeichen von Salzburg geworden und eines der meistfotografierten Salzburg-Motive bei Instagram & Co.

SPIRIT OF MOZART – Ensemble aus Edelstahl-Stühlen der serbischen Performance-Künstlerin Marina Abramovic, 2004.
„ICH HOFFE NICHT, DASS ES NÖTIG IST ZU SAGEN, DASS MIR AN SALZBURG SEHR WENIG UND AM ERZBISCHOF GAR NICHTS GELEGEN IST UND ICH AUF BEIDES SCHEISSE.“
Wolfang Amadeus Mozart

GURKEN – FÜNFERREIHE MENSCHENGROSSER GURKEN DES ÖSTERREICHISCHEN KÜNSTLERS ERWIN WURM, 2011
Erwin Wurms fünf grüne „Gurken“ in Menschengröße im Furtwänglerpark stießen bei den Salzburgern zunächst nicht auf Gegenliebe. Der österreichische Künstler erhebt in seiner Arbeit einen Alltagsgegenstand zum Kunstobjekt – sich selbst porträtiert er übrigens ebenfalls gerne als Essiggurke. „Was mich an ihr interessiert, ist vor allem die einfache Form“, so der für seinen hintergründigen Humor bekannte Künstler in einem Interview.
Der österreichische Künstler Manfred Wakolbinger platzierte seine elf Meter lange Skulptur „Connection“ an einen Platz am Rudolfskai zwischen alter Stadtmauer und Salzach – zuvor ein Un-Ort, flankiert von einer vielbefahrenen Straße. Der Katalane Jaume Plensa wiederum wählte für „Awilda“, einen monumentalen Marmorkopf, die Dietrichsruh als Standort, einen riesigen Innenhof der Alten Residenz – hier treffen sich Studierende aus aller Welt.

AWILDA – Monumentaler Kopf aus spanischem Marmor des katalanischen Künstlers Jaume Plensa, 2010.
Die Stadt Salzburg schätzt die Dauerleihgabe der Sammlung Würth sehr. „Der Walk of Modern Art ist ein einzigartiges Angebot an alle Besucher dieser Stadt. Die 14 Kunstwerke werden auf die Bühne der Welt, auf die Bühne der Öffentlichkeit geholt, sind für jeden zugänglich und vermitteln fast spielerisch neue Zugänge zur zeitgenössischen Kunst“, zeigt sich Herbert Brugger, Geschäftsführer der Salzburg Tourismus GmbH, über den zur Touristenattraktion avancierten Skulpturenparcours erfreut.
Reinhold Würth erhielt 2015 für sein Engagement den Ring der Stadt Salzburg und in 2019 das Ehrenzeichen des Landes Salzburg: Ein Dankeschön an einen Kunstmäzen, der Salzburg als seine zweite Heimat sieht.
ÖSTERREICHISCHE KUNST
IN DER SAMMLUNG WÜRTH
Außer dem „Walk of Modern Art“ gibt es noch mehr Kunst der Sammlung Würth im öffentlichen Raum zu sehen. 2015 wurde der Würth Skulpturen Garten bei Schloss Arenberg in Salzburg eröffnet. Die Werke im Schlosspark sind ebenfalls frei zugänglich, geöffnet ist täglich von 8 bis 18 Uhr.
Die Sammlung Würth kooperiert immer wieder mit österreichischen Museen und steht in engem Dialog mit österreichischen Künstlern. Zuletzt wurde 2019 im Museum Würth in Künzelsau die Ausstellung „Siegfried Anzinger. Blick zurück und nach vorn“ gezeigt.
Darüber hinaus unterstützt Würth schon seit Jahrzehnten die Salzburger Festspiele und zahlreiche Einzelprojekte in Musik, Schauspiel und bildender Kunst.