Dieter Roth war ein im Wortsinn universeller Künstler. Er gehörte keiner Künstlergruppe an, und wenn er auch zuweilen mit anderen Künstlern – etwa mit den sogenannten Fluxus-Leuten oder Wiener Aktionisten – Gemeinschaftswerke schuf, blieb er doch ein Einzelgänger, an vielen Orten, in vielen Stilen, in allen Medien heimisch. Zeichnung und Poesie beschäftigten ihn ebenso wie das Objekt und das Buch, die Druckgraphik oder das Multiple, die Musik, das Video, die Installation. Dieter Roth sammelte und verwertete gleichermaßen obsessiv.
Wie in seinen Texten die Worte, drehte und wendete er auch in seinen bildnerischen Arbeiten die Werkstoffe mit ironischem Witz. Ab Mitte der 60er-Jahre begann Roth, mit verderblichen Materialien zu experimentieren. Auf diesem Wege entstanden „Schimmelbilder“ aus Sauermilch, Käse, Wurst, Bananen und anderen Lebensmitteln, bei denen Zersetzung und Zerfall maßgeblicher Bestandteil des künstlerischen Prozesses wurde. Überbordende Materialfülle und Vergänglichkeit: Beides ist typisch für das Werk des Künstlers, dessen ehemaliges Atelier in Hamburg heute das Dieter Roth Museum und die Dieter Roth Foundation beherbergt.
MARIE KAPPHAN
AUS SCHWÄBISCH HALL, 10 JAHRE
MARIE GEHT EIN LICHT AUF
Das Bild macht mich fröhlich, ich kriege gute Laune, wenn ich es anschaue. Die Farben gefallen mir, das ist knallig, fast neon. Solche Farben habe ich in meinem Wasserfarbkasten nicht. Und der Aufbau des Bildes macht auch gute Laune. Man sieht super, wie der Maler bei der Arbeit vorgegangen ist: Erst hat er mit Bleistift auf Papier gezeichnet. Das Papier ist leider an manchen Stellen schon kaputt. Dann hat er die Glühbirnen mit Gewinde gestempelt, dann darüber gemalt und noch anderes Material draufgeklebt und das Papier gefaltet. Dabei sind gleich große Felder entstanden, das ist echt spannend.
Glühbirnen kenn ich von der Decke her, aber hier sehen sie aus wie Heißluftballons, die in den Himmel steigen. Und wenn man von weiter weg das Bild anschaut, sieht es fast so aus wie ein Sonnen-untergang. Die vielen Glühbirnen sind für mich ein Bild dafür, dass einem im Leben immer wieder ein Licht aufgeht.