Plastik ist wie nichts anderes Sinnbild eines verantwortungslosen Konsums, der ökologische wie gesundheitliche Folgen komplett ausblendet. Diese große Verwerfung unserer Zeit nimmt der namibische Künstler Fillipus Sheehama mit seinem aus Plastikmüllstreifen und Nieten hergestellten Wandbehang „Fabric of Moral“ („Stoff der Moral“) von 2015 in den Blick.
Fillipus Sheehama gilt als einer der jungen Wilden der Kunstszene Namibias. Zielstrebig, bestens ausgebildet, sozialpolitisch engagiert. Missstände und Ungleichheiten prangert er glasklar an. Mit dem Upcycling von europäischem Plastikmüll, der auf namibischen Müllhalden landet, kommentiert er das von Wegwerfmentalität geprägte Konsumdenken überall auf der Welt. Die traditionelle afrikanische Webtechnik, die der Mixed-Media-Künstler hier nutzt, spielt auf die heimische Textilindustrie an, ist aber auch als Hinweis globaler Verflechtungen zu verstehen. Gerade Namibia ist bekannt für seine faszinierenden Landschaften und die atemberaubende Tierwelt auf einer 2,3-mal so großen Fläche wie Deutschland. Und obwohl die junge Nation im Südwesten Afrikas mit ihrer Unabhängigkeit 1990 als weltweit erstes Land den Umwelt- und Naturschutz in der Verfassung verankerte, gibt es Probleme mit zu viel Müll im Land, wie Sheehama anmahnt.
MAYA UND DIE QUADRATUR DES PLASTIKS
„Wie viele Kacheln dieses Quadrat hat! Und es scheint ganz schön groß zu sein, so viele Plastikstreifen hat der Künstler ineinander verflochten – grüne, weiße, ein paar rote. Er hatte sicher Verpackungen übrig, hat sie in dünne und breitere Streifen geschnitten und dann eng geflochten. Sind das Nudelverpackungen? Das kann man nicht erkennen. Jedenfalls ist gut für die Umwelt, dass er aus Plastikmüll noch etwas Schönes macht. Flechten ist einfach, wenn man weiß, wie es geht und geübt hat. Ich hab mir mal einen Zopf geflochten. Bei diesem Kunstwerk war es aber sicher etwas anspruchsvoller, die Reihen stehen so eng zusammen und am Ende soll es ja ohne Fehler sein. Das Dunkle in der Mitte sieht aus wie eine Schildkröte. Links unten sehe ich einen Stein auf Stelzen. Man kann viel entdecken in dem Quadrat.“