Das Rennen um die Zukunft wird nicht nur an den Ladesäulen ausgetragen, sondern auch auf den Rennstrecken der Formel E – einer Art Formel 1 für Elektrofahrzeuge. Würth Elektronik eiSos ist seit dem Start der populären Serie Technologiepartner und durfte mit dem Audi-Team schon Weltmeistertitel feiern.
Hat die Freiheitsstatue tatsächlich gerade herübergeblinzelt, als Rennpilot Lucas di Grassi mit seinem von Würth Elektronik eiSos unterstützten Audi-etron-Rennwagen parallel zur Skyline von Manhattan die nächste Schikane ansteuert? Willkommen in der Neuen Welt, willkommen in einer neuen Erfolgsformel. Die Formel E ist dort angekommen, wo die Formel 1 erst noch hinwill – in der energiereichsten Metropole der Welt. Das Formel-E-Rennen, der E-Prix, war das erste Autorennen seit 1896, das im Stadtgebiet von New York stattfinden durfte.
Ähnlich Historisches schafft die alternative Rennserie auch in Zürich – Rundstreckenrennen waren in der Schweiz seit Mitte der fünfziger Jahre verboten, bis die Innenstadt frei gemacht wurde für das Start-Up unter den weltweiten Rennserien.
Dabei sein, wenn Motorsportgeschichte geschrieben wird, dafür gibt es keine Steuergeräte. Wohl aber Menschen mit Visionen. Als im September 2014 vor dem als „Vogelnest“ berühmten Olympiastadion von Peking das erste Rennen der vom Automobilweltverband FIA angestoßenen Meisterschaft für vollelektrische Rennwagen gestartet wird, ist Würth Elektronik eiSos mit am Start. Und nach einer knappen Stunde steht man damals mit auf dem Podium – nicht einfach als Sponsor des durch Lucas di Grassi siegreichen ABT Schaeffler Audi Sport-Rennstalls, sondern als Technologiepartner. In den komplizierten Hochleistungs-E-Rennwagen verrichten zahlreiche Elektronik-Komponenten ihren Dienst. Da die Formel E nach der Idee funktioniert, dass man die Rennen zu den Menschen bringt statt umgekehrt, befinden sich die Rennstrecken meist in den Innenstädten und werden eigens für das eintägige Spektakel hergerichtet.
DIE RENNEN KOMMEN ZU DEN MENSCHEN
Dementsprechend müssen Bauteile wie die würfelförmigen Hochstromkontakte, sogenannte REDCUBE Terminals, besonders robust und erschütterungserprobt sein, denn es gilt Randsteinen, Straßenbahnschienen oder hartem Pflaster zu trotzen und hohe Temperaturen auszuhalten. Die Würth Technik zahlt sich aus. In der vergangenen Saison hat sich das inzwischen zum offiziellen Audi-Werksrennstall beförderte ABT-Team den Meistertitel geholt. Lucas di Grassi war zuvor schon Einzel-Champion. Entsprechend hoch ist die Erwartungshaltung auch in diesem Rennjahr, das vom Winter 2018 bis in den Sommer 2019 reicht.
Die Formel E ist eine nachhaltigere Formel 1, immer mehr Grand-Prix-Piloten entdecken diese Art Motorsport für sich. Der große Unterschied der beiden Serien: Im Markenkern der Formel E stehen Werte wie Nachhaltigkeit, Effizienz und technologischer Fortschritt. Es handelt sich daher um völlig unterschiedliche Konzepte, geeint werden sie durch eine hohe Faszination. Diese drückt sich auch in den Teilnahmefeldern aus: Ende des Jahres werden zwölf Werksrennställe am Start sein, neben Audi und BMW kämpfen dann auch Mercedes und Porsche um die sportliche Krone der E-Mobilität.
RENNKALENDER – DIE ZWEITE HÄLFTE DER SAISON:
11. MAI: MONTE CARLO
25. MAI: BERLIN
22. JUNI: BERN
13./14. JULI: NEW YORK
KEIN MOTORGERÄUSCH, DAFÜR GÄNSEHAUT
Wer ein Formel-E-Rennen besucht, spitzt erstmal die Ohren, wenn die Piste frei ist für die 22 Rennwagen. Nur: Er wird außer einem hohen surrenden Ton kaum etwas hören und nur einen starken Luftzug spüren. Geräuschloser Motorsport geht einher mit gestiegener Familienfreundlichkeit. Dazu trägt auch das kompakte Format der Veranstaltung bei, die Action wird über einen ganzen Tag verteilt, Höhepunkt ist der 45 Minuten dauernde E-Prix am späten Nachmittag. Rund um das Rennen verbinden sich Sport, Technik und Entertainment im Zeichen der neuen Mobilität. Im Herzen der Rennstrecke liegt das E-Village, in der Kinder spielerisch lernen und forschen können, Rennfahrer, Straßenautos und innovative Zukunftstechniken präsentiert werden.
Der Wettbewerb lässt immer mehr technische Freiheiten zu, die Rennwagen werden zu rasenden Technologieträgern und sind damit Entwicklungstreiber für die generelle Elektromobilität. Ein entscheidender Grund für Alexander Gerfer, den Chief Technology Officer der Würth Elektronik eiSos-Gruppe, sich in der Formel E zu engagieren: „Die Partnerschaft auf Augenhöhe mit Audi sehen wir als einzigartiges Testlabor, Komponenten unter Extrembedingungen einzusetzen und neue technische Lösungen voranzubringen.“ Sein Kollege Oliver Opitz, der die technische Koordination leitet, macht das an einem Beispiel aus der Praxis plastisch: „In fünf Jahren hat sich die Batteriekapazität von 28 kWh auf 52 kWh fast verdoppelt, die E-Motorleistung konnte in dieser Saison um 25 Prozent angehoben werden. Das ist schon eine sehr erstaunliche Entwicklung.“
In diesem Jahr ist erstmals eine ganz neue Fahrzeug-Generation unterwegs, noch ausdauernder, noch spektakulärer. Das ist der Zauber, das ist die große Chance, die die Formel E selbst ergriffen hat: etwas nie Dagewesenes zu schaffen. Würth Elektronik eiSos Projektleiterin Marion Wagner, von Beginn an vor Ort dabei, berichtet von einigen „Gänsehautmomenten“. An vielen Stellen der temporären Rennstrecken, bei denen die Rennwagen im Wortsinn zum Greifen nah an den Tribünen vorbeirauschen, finden kaum zwei der schlanken Rennwagen nebeneinander Platz, dem entsprechend hart umkämpft ist das Terrain. Das sorgt für dichtes Auffahren, erhöht die Konfliktgefahr beim Überholen, sorgt für erbitterte Duelle. Wer immer nur Gas gibt, wird es allerdings kaum ins Ziel schaffen, die Fahrer müssen mit ihrem Strom haushalten, Effizienz in Denke und Technik ist ein entscheidender Wettbewerbsfaktor.
ZWEI STEUERMÄNNER
Daniel Abt und Lucas di Grassi sind die einzige Fahrerpaarung im Feld, die alle Formel-E-Rennen der Geschichte Seite an Seite bestritten haben. Abt, 26, ist der Sprössling der Kemptener Motorsportdynastie und hat 2009 das ADAC Formel Masters gewonnen. Der Brasilianer Di Grassi, 34, fuhr 18 Formel-1-Rennen für das Virgin Team und war danach Entwicklungsfahrer in der Formel 1. Er ist Formel-E-Champion 2017/18.
Für die Fahrer ist das Lenk- und Denksport zugleich. Der Brasilianer Lucas di Grassi war einer der ersten Toppiloten, der sich für die Formel E entschieden hat. Bereut hat er das nie. Der Pionier erklärt den Unterschied zu anderen Rennserien: „In der Formel E sorgen die Regeln dafür, dass alle Fahrer mehr oder weniger das gleiche Material zur Verfügung haben. Bei uns liegen das beste und das schlechteste Auto vielleicht eine halbe Sekunde auseinander, darum sind die Rennen so spannend.“ Um es noch spannender zu machen, gibt es einen speziellen „Attackmode“ (Angriffsmodus). Wer besonders beliebt bei den Zuschauern ist, hat ebenfalls einen Vorteil: Per Online-Abstimmung erhalten fünf Fahrer für fünf Sekunden eine erhebliche Zusatzpower. Das kann für einen entscheidenden Überholvorgang reichen.
Wieder passt der sportliche Anspruch zu der Vision der Würth Elektronik eiSos. „Wir wollen der Entwickler für Lösungen der Zukunft sein und unseren Know-how-Gewinn aus dem Motorsport in verbesserte Leistungselektronik für unsere Automotive-Division transferieren“, sagt Oliver Konz, Geschäftsbereichsleiter der Würth Elektronik eiSos-Gruppe, über den lösungsorientierten Ansatz des Engagements. Christopher Becht, Leiter Globale Technologiepartnerschaften eMotorsport, ergänzt: „Neben der Technik und dem Know-how-Transfer geht es natürlich auch darum, die Markenbekanntheit von Würth Elektronik eiSos weiter zu steigern und uns als Kommunikationsführer in der Elektronikbranche zu positionieren.“
Von der Vision zur Mission, solche Lösungen entstehen in interdisziplinären Projektteams. Die Technik wird gemeinsam mit dem Team weiterentwickelt, so wurden die Stützbatterie für die Stromversorgung im Cockpit und das dazugehörige Batterieladegerät entwickelt. Etwa anderthalb Jahre im Voraus wird bereits an neuen Technologien, der permanenten Leistungssteigerung gearbeitet. Die hohe Planungs- und Fertigungssicherheit muss im Motorsport mit einer großen Flexibilität und einer Reaktionsfähigkeit im Renntempo gepaart werden.
Wer wie Würth auf minimalem Raum Hochstrom-Versorgungs-Elemente unterbringen muss, der besitzt ohnehin eine besonders hohe Verantwortung: Denn ohne Strom läuft der schönste Rennwagen nicht. Hoch-Spannung – im Wortsinn.
ROBERT FRIEDMANN
SPRECHER DER KONZERNFÜHRUNG DER WÜRTH-GRUPPE
Im Motorsport werden die Dinge gern auf die Spitze getrieben, ein härteres Wettbewerbsumfeld kann man sich deshalb kaum vorstellen. Die Formel E nimmt noch einmal eine besondere Rolle ein – sie ist ein Wettlauf um tragfähige Zukunftstechnologien, die bei den Rennen rund um die Welt einem permanenten Härtetest unterzogen werden. Würth Elektronik eiSos hat sich von Anfang an dort engagiert, denn der Wettbewerbsgedanke und die Zukunftsfähigkeit entsprechen von jeher dem Pioniergeist in unserem Unternehmen. Der Lorbeer dafür drückt sich nicht nur in Siegerkränzen an der Rennstrecke aus, sondern auch in den gewonnenen Erkenntnissen, die im Anschluss in unsere Produktpalette einfließen. So wird jeder Mitarbeiter und Kunde zum Gewinner.