Von der Hauptstraße kurz hinter dem kleinen italienischen Kurort Galzignano Terme in der Nähe von Padua zweigt zwischen Wiesen und Feldern ein schmaler Schotterweg ab. Er führt zu Eco-Farming, einem riesigen Anwesen auf dem Grundstück einer ehemaligen Gärtnerei.
Öffnet man die Tür zum Hauptgebäude des Start-up-Unternehmens, strömt einem von drinnen warme, feuchte Luft entgegen. Es riecht dezent nach frischem Fisch, nicht unangenehm, ein zarter Geruch. Wie das Leben so spielt: Valentin Kager, gelernter Kfz-Mechaniker, hatte bereits auf der einstigen Orchideenfarm als Techniker gearbeitet. Als diese nicht mehr rentabel war, tat er sich mit dem Meeresbiologen Nicola Scalise Luca und dem Wirtschaftsingenieur Alessandro Mich zusammen – die Idee von Eco-Farming wurde geboren.
IN DEN GEWÄCHSHÄUSERN, IN DENEN FRÜHER ORCHIDEEN GEZOGEN WURDEN, WERDEN SEIT 2011 GARNELEN GEZÜCHTET.
GARNELEN BRAUCHEN EINE GEDULDIGE HAND
Das noch junge Unternehmen floriert zusehends. Kein Wunder: Seit in den 90er-Jahren in einigen konventionellen Garnelen-Aquakulturen Chemikalien und Antibiotika in viel zu dicht besetzten Becken eingesetzt wurden, ist die herkömmliche Art der Shrimpszucht in Verruf geraten. Ohnehin geht laut deutschem Fischinformationszentrum und dem deutschen Seafood-Verband bei Verbrauchern der Trend hin zu Garnelen dieser Art. Die Schalentiere sind in Deutschland die fünftbeliebteste Art an Fischen und Meeresfrüchten.
Doch die Aufzucht von Garnelen ist anspruchsvoll. Die Krustentierchen reagieren sensibel auf kleinste Verunreinigungen oder andere Störungen. Valentin Kager: „Wir haben zwar bereits vor vier bis fünf Jahren begonnen. Aber erst vor drei Jahren sind uns die ersten Zuchterfolge gelungen. Vor etwa zwei Jahren haben wir dann die große Anlage in Betrieb genommen.“ Allesandro Mich ergänzt: „Seit Dezember 2015 sind wir mit den gröbsten Arbeiten fertig. Nun, da der Betrieb läuft, erhalten wir ständig Anfragen von Investoren, die das Unternehmen kaufen oder Anteile erwerben möchten.“ Doch Eco-Farming hat sich bereits für einen Partner entschieden und arbeitet mit dem Bozener Unternehmen Wörndle Internetservice zusammen. Alessandro Mich: „Momentan liefern wir die gesamte Menge dorthin. Wörndle übernimmt für uns den Verkauf und die Auslieferung.“
ECO-FARMING ACHTET SEHR AUF EINE NACHHALTIGE PRODUKTION: GEZÜCHTET WIRD DIE SORTE VANNAMEI, BEKANNT ALS WHITE TIGER.

Verpackt in modifizierter Atmosphäre: Bei 0° bis 4° C gehalten, sind die Garnelen bestens für die Rohverkostung geeignet © FABRIZIO GIRALDI
Zweimal im Monat werden dazu rund 70.000 kleine Garnelen von einem Anbieter aus Florida geliefert. Die Tiere sind dann gerade drei Wochen alt. In kleinen, abgedunkelten Behältern erfolgt eine Eingewöhnungsphase, bevor die Garnelen in die größeren Becken umgesetzt werden. Das Wasser, dem hochwertiges Meersalz zugegeben wird, wird permanent gefiltert. „Während der Aufzucht unserer Garnelen verzichten wir auf jeglichen Einsatz von Antibiotika, Pestiziden und Desinfektionsmitteln“, so der Meeresbiologe. „Damit besteht ein deutlicher Unterschied zu tiefgekühlter Supermarkt-Importware aus Asien.“
GASTRONOMEN SCHÄTZEN DIE AROMATISCHEN GARNELEN
Um den relativ hohen Preis von bis zu 50 Euro pro Kilogramm erzielen zu können, zu dem die Garnelen – hauptsächlich an Restaurants und Hotels in Norditalien, aber auch nach Österreich und Deutschland – verkauft werden, müssen die Tiere von höchster Qualität sein. Begehrt sind sie bei Gastronomen besonders wegen ihres süßen, fruchtigen Aromas. Dieser feine Geschmack sowie die bissfeste Konsistenz des Garnelenfleisches wird durch die Verwendung natürlicher, mit Vitaminen angereicherter Futtermittel erreicht. Garnelen sind ein ideales Nahrungsmittel, reich an Proteinen und Mineralstoffen, kalorienarm und mit einem niedrigen Cholesteringehalt.
Der gesamte Aufzuchtprozess dauert sechs Monate. Wenn die Tierchen ein Gewicht zwischen 18 und 30 Gramm erreicht haben, wird etwa die Hälfte der Garnelen aus den Becken gefischt und sofort in kleine Boxen mit Eis gepackt. Danach werden sie handverlesen verpackt und für den Transport vorbereitet. „Im Moment liefern wir 150 bis 200 Kilogramm Garnelen pro Woche aus“, erklärt Nicola Scalise Luca, „bis Ostern möchten wir auf eine Menge von 500 Kilogramm aufstocken.“
WüRTH – MANCHMAL AUCH DER RETTER IN DER NOT
Diese Expansion des Garnelen-Zuchtbetriebs ist nicht zuletzt auch Davide Cuccato zu verdanken, der bei Würth das norditalienische Verkaufsgebiet Veneto (Venetien) betreut. Er war es, der dem Start-up in den manchmal schwierigen Anfangszeiten als Problemlöser zur Seite stand, wie Valentin Kager berichtet. Eines Tages sei Cuccato plötzlich vor der Tür gestanden, weil er gesehen hatte, dass am Eco-Farming-Gebäude die Beleuchtung nicht funktionierte. „Das war unsere Rettung“, schmunzelt der Techniker. „Wir beziehen inzwischen viele sehr unterschiedliche Produkte von Würth.“ Dies sind zum Beispiel Schrauben und Dübel, aber auch Werkzeuge wie Bohrer und Meißel, Leitern, Arbeitsschutzkleidung von der Würth Tochtergesellschaft Modyf und Maschinen wie Winkelschleifer. Hinzu kommen Chemieartikel wie Schmierstoffe, Fette oder Metallreiniger sowie Desinfektionsmittel. Mittlerweile gehört Würth Verkäufer Cuccato beinahe schon zur „Familie“ des Startups.

Würth Verkäufer Davide Cuccato (links). © FABRIZIO GIRALDI 2016, GALZIGNANO TERME, PADOVA, ITALIEN.
„Wir haben ein sehr freundschaftliches Verhältnis“, so Valentin Kager, „und wir können Davides Hilfe und Beratung gut gebrauchen.“ Denn das kleine Eco-Farming-Team ist in der Region ganz auf sich gestellt, „es gibt kaum jemanden, den wir bei Problemen um Rat fragen könnten.“ Da sei es von großem Vorteil, einen zuverlässigen Partner zu haben, der alle benötigten Dinge aus einer Hand liefern kann.
GLüCKLICHE GARNELEN & PARTIES IM GEWÄCHSHAUS
Davide Cuccato besucht das Eco-Farming-Trio zweimal im Monat – die drei Garnelenzüchter kaufen zusätzlich in der Würth Niederlassung in Monselice (PD) ein und beziehen auch Waren aus dem Onlineshop. Was sie an Würth überzeugt hat? Valentin Kager lacht: „Unser Vertreter Davide!“ Und selbstverständlich die Produkte. „Wir kaufen zwar nicht alles bei Würth. Aber bestimmte Dinge müssen eine gute Qualität haben – und die bekommen wir bei Würth“, so der Techniker zufrieden.
Der äußerst engagierte Würth Verkäufer Cuccato hat auch schon öfter nach Feierabend oder samstags bei Eco-Farming tatkräftig mitgeholfen. Im Gegenzug laden ihn die Jungunternehmer ab und an zu Partys im Gewächshaus ein. Mittlerweile verbindet Eco-Farming und Würth also weit mehr als eine reine Geschäftsverbindung. Es ist eine gemeinsame Erfolgsgeschichte, deren Handlung nun so richtig Fahrt aufnimmt.