Die Beziehungen von Würth zu Geschäftspartnern und innerhalb des Unternehmens zwischen den Mitarbeitenden folgen in Corona-Zeiten neuen Regeln. Im Interview spricht Bettina Würth, Vorsitzende des Beirats der Würth-Gruppe, über den Wandel der Kommunikationsformen – und über die Erfolge, die dadurch erzielt werden konnten.
Während des Lockdowns haben sich Beziehungen verändert – auch die zu Geschäftspartnern. Wie funktioniert Kommunikation in Zeiten des Corona-Virus?
Ich habe mein Umfeld und auch mich selbst beobachtet und festgestellt, dass die meisten Menschen eine neue Ernsthaftigkeit in sich tragen. Wir agieren nicht unbedingt mit weniger Zuversicht oder weniger Spaß, aber mit einer neuen Intensität in den Begegnungen – weil man ja insgesamt weniger Kontakte hat. Besonders schön finde ich dabei, dass diese leicht dahinspringende Eitelkeit des Ichs etwas in den Hintergrund getreten ist. Das habe ich auch bei uns im Unternehmen beobachtet. Der Umgang miteinander bei Würth und auch nach außen zu unseren Geschäftspartnern ist noch respektvoller geworden. Er ist zugeneigter und zugleich offener.
Wie lief bei Würth die Umstellung auf digitale Formen der Zusammenarbeit?
Es konnten etliche Monate keine Veranstaltungen oder Meetings stattfinden, auch Reisen wurden abgesagt. Wir hatten also mehr Zeit zur Verfügung. Wenn man ehrlich ist, muss man sagen, dass uns allen das auch ein bisschen gutgetan hat. Man konnte mal durchatmen. Ich bin immer noch sehr beeindruckt und positiv überrascht, wie schnell das bei uns im Unternehmen ging mit dem mobilen Arbeiten, dass es für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Laptops gab, dass die Datenleitungen funktionierten. Das ging alles geräusch- und reibungslos über die Bühne. Eine tolle Leistung.
Wie wurde im zweiten Schritt das Tagesgeschäft neu aufgestellt?
Die ersten Video- und Telefonkonferenzen waren zunächst ein bisschen holperig, denn dabei ist eine ganz andere Art der Moderation notwendig. Ich habe auch meine Beiratssitzungen online abgehalten. Wenn Sie die Kolleginnen und Kollegen am Tisch sitzen haben und es muss eine Entscheidung getroffen werden, dann kann man in die Runde fragen, ob alle damit einverstanden sind – und sieht ein Kopfnicken. Das bekommt man am Telefon nicht mit, da muss man anders agieren. Wie das geht, lernt man aber auch recht schnell.
Was sind aus Ihrer Sicht die Vorteile dieser neuen digitalen Art der Kommunikation – und welche Nachteile gibt es?
Ich glaube, wir sind dadurch teilweise effektiver und stringenter geworden. Wir bereiten uns besser auf Meetings vor und kommen rascher zu Entscheidungen. Es fehlen jedoch auch Aspekte des direkten Miteinanders: die Mimik, die Gestik, das Stirnrunzeln, die Gruppendynamik, die man in einem Raum hat. Wir werden also in unserem täglichen Doing teilweise schon reduziert. Das Zwischenmenschliche fällt eher weg, alles ist stärker auf Fakten, Daten und Zahlen konzentriert. Meine Sorge ist allerdings, dass wir zum Beispiel durch den Verzicht auf Reisen in eine neue Bequemlichkeit verfallen und denken, es genüge, vom heimischen Wohnzimmer aus zu arbeiten. Doch das reicht eben nicht, wir brauchen den persönlichen Austausch, das Miteinander. Wir müssen uns umeinander bemühen. Es ist auch eine Frage von Respekt, dass man zum Kunden fährt.
Werden wir in Zukunft dennoch verstärkt anders arbeiten?
Wir haben in den zurückliegenden Monaten tolle neue Erkenntnisse sammeln können. Unsere Verkäuferinnen und Verkäufer zum Beispiel haben schlagartig doppelt so viele Kunden als in den vergangenen Jahrzehnten kontaktiert. Die Zeit, die sie sonst im Auto saßen, um zum nächsten Kundentermin zu fahren, haben sie dazu genutzt, um mit den Geschäftspartnerinnen und Geschäftspartnern zu telefonieren. So sind neue Chancen für die Zusammenarbeit entstanden, über die man bisher noch nicht nachgedacht hat. Viele unserer Kunden waren froh, dass wir uns überhaupt gemeldet und Bedarfe abgefragt haben in dieser neuen Realität. Denn die Handwerkerinnen und Handwerker konnten ja trotz Lockdown zumindest eingeschränkt weiterarbeiten. Viele der neuen Ideen und Erkenntnisse werden wir beibehalten und auch an deren Weiterentwicklung arbeiten!