Wenn man die These untermauern will, dass das, was Menschen arbeiten, Auswirkungen auf ihr Wesen und auf ihre Ausstrahlung hat, dann wäre Holger Stonjek der ideale Beweis dafür. Er ist ein stimmungsvoller Charakter, von dem „good vibrations“ ausgehen. Seine Firma führt er mit Detailversessenheit, Weitblick und Bescheidenheit – und hat es so geschafft, eine der beliebtesten Bassmarken Europas, ja der Welt zu werden.
Angefangen hat alles in einem umgebauten Schweinestall
Angefangen hat das Ganze vor rund 31 Jahren im Schweinstall eines alten Gutshofes nahe Wolfsburg. Holger Stonjek begann damals mit seinem Freund Gerd Gorzelke an Bässen zu schrauben und diese zu reparieren. Da der Gutshof samt Schweinstall einem Musiklehrer gehörte, sprach sich die Reparaturmöglichkeit schnell herum und immer mehr Musiker brachten ihre Instrumente vorbei. „So haben wir viel gelernt über die Details an Bässen und Gitarren.“ Nach etwa zwei Jahren trauten sich die Hobby-Bassbauer dann an erste eigene Formen heran und entwickelten eigene Designs – und siehe da, der Bedarf war da und aus dem Hobby wurde ein Business.
„Am Sandberg“ lag die erste Werkstatt
„Irgendwann brauchte das Kind dann einen Namen“, erinnert sich Holger Stonjek und räumt ein, dass sein eigener Nachname als Markenname überhaupt nicht geeignet war. „Als gelernter Klavierbauer kannte ich diese großen deutschen Klavierbaumarken wie Steinweg und Bechstein“, führt er aus. „Die Idee war, einen solch wohlklingenden deutschen Namen zu finden, der auch international funktioniert.“ Eine Weile lang stocherten er und Gerd im Dunkeln, bis Holger irgendwann auffiel, dass die Straße, an der sie ihre Werkstatt eingerichtet hatten, „Am Sandberg“ hieß. So war der Markenname Sandberg gefunden – und es begann eine fast beispiellose Erfolgsgeschichte. Unterbrochen wurde sie nur einmal Ende der 90er-Jahre, als das Aufkommen der elektronischen Musik und der vorübergehende Mangel an Nachwuchsbassisten zu einem Einbruch in der Instrumentenbaubranche führten. Damals stieg auch Gerd Gorzelke aus, seither hat Holger Stonjek die alleinige Führung bei Sandberg übernommen.
Bassisten von Rammstein und Prince als Markenbotschafter
Um den Bassbau zu perfektionieren und um noch bekannter zu werden, nutzte Sandberg früh den Kontakt zu bekannten Bands und deren Bassisten. „Diese Profis wissen genau, was sie brauchen und wo es bei anderen Gitarren Schwachstellen gibt“, sagt Holger und benennt die persönliche Ebene, die er und seine Mitarbeiter zu vielen bekannten Bassisten haben, als wichtigen Erfolgsfaktor. Als Beispiele nennt er Oliver Riedel, den Bassisten von Rammstein, Ken Taylor, den Bassmann von Peter Maffay und Bruce Springsteen oder Ida Nielsen, die langjährige Bassistin von Prince. „Wir kennen eigentlich alle diese prominenten Musiker persönlich und haben teilweise echte Freundschaften aufgebaut.“ Der Begriff Freundschaft mag im Geschäftsleben häufig strapaziert sein, Holger Stonjek nimmt man ab, dass er ihn ernst meint.
Handarbeit ergänzt durch hochtechnische CNC-Fertigung
So unaufgeregt, verbindlich und klar strukturiert wie der Chef sind auch die Prozesse in seinem Unternehmen. Die rund 25 Mitarbeiter – viele von ihnen persönlich angelernt – wirken motiviert und versenken sich fast meditativ in ihre Arbeit. Der Anteil an Handarbeit ist in diesem Segment des Instrumentenbaus sehr hoch. Gerade der Feinschliff des Korpus, die Anfertigung des Halses und der Zusammenbau aller Einzelteile erfordern laut Holger Stonjek ein hohes Maß an Feingefühl und Erfahrung. Daneben gibt es aber auch hochpräzise CNC-Maschinen, zum Beispiel für den Zuschnitt des Basiskörpers und die präzise Ausformung des Halses.
Eigene Entwicklungen in jedem Bereich
Ob es das Holz, die Elektronik oder die Hardware ist – bei Sandberg werden nur Teile verbaut, die selbst hergestellt, veredelt oder entwickelt wurden. Diese akribische, sehr individuelle Herangehensweise – verbunden mit einem ausgewogenen Verhältnis von maschineller Fertigung und Handarbeit – hält Holger Stonjek für das Erfolgsrezept von Sandberg. „So können wir sehr gute Bässe zu einem sehr interessanten Preis-Leistungsverhältnis anbieten“, erklärt er und wirkt dabei wohltuend bescheiden.
„Geaged“ – also auf alt gemachte Bässe
Eine Spezialität, die Sandberg in den letzten Jahren perfektioniert hat, ist die Bearbeitung von neuen Gitarren im Look von alten. „Das war anfangs ein Joke für eine Messe“, sagt Holger, „doch dann kam es so gut an, dass wir dieses Finish seither ständig ausgebaut haben“. Dabei werden sogar die Würth Schrauben in Säurebädern und Rüttlern so bearbeitet, dass sie rosten. Denn nur, was authentisch alt aussieht, darf zu einem geageden Bass gehören. „Als der Würth Verkäufer das zum ersten Mal gesehen hat, wäre er fast rückwärts aus der Werkstatt gefallen, weil er dachte, die Würth Schrauben hätten ein Qualitätsproblem“, lacht Holger, „aber ich konnte ihn beruhigen, dass wir sie extra so bearbeiten, dass sie rosten.“
Vier Gründe für Würth
Nicht nur bei den Schrauben vertraut Holger Stonjek auf die Qualität von Würth. Auch Handwerkzeuge, Schleifmittel, Maschinen und der Arbeitsschutz kommen vermehrt aus dem Hause Würth. So wächst Deutschlands bekannteste Gitarrenmarke seit über 20 Jahren mit Würth an ihrer Seite und verkauft weltweit Spitzenbässe, made in Germany. Für die Zusammenarbeit mit Würth nennt Holger Stonjek vier Gründe: Qualität, Verfügbarkeit und Preis sind die drei ersten. Genauso wichtig aber – und dieser Grund werde häufig vergessen – ist ihm, dass die Zusammenarbeit Spaß macht. „Mit Würth hat es immer Spaß gemacht und es flutscht einfach – vom Persönlichen angefangen bis zur Qualität und Zuverlässigkeit.“