Jandelsbrunn in Bayern: eine kleine Gemeinde mit knapp 3.300 Einwohnern, von der aus man schneebedeckte Berggipfel sieht. Nur wenige Kilometer weiter liegen die Wälder eines Nationalparks. Genau die richtige Umgebung für den Hauptsitz von KnausTabbert. Die Freizeitmobile des Unternehmens werden hier passend zu ihrer Bestimmung inmitten einer Urlaubsidylle entwickelt und auch gefertigt.
Als Hersteller von Freizeitfahrzeugen ist KnausTabbert schon lange im Geschäft: Anfang der 1950er-Jahre gründete Alfred Tabbert die nach ihm benannte Marke. Jahrzehnte später schloss sich sein Unternehmen mit der Firma von Helmut Knaus zusammen, dem Erfinder des „Schwalbennestes“, einem urigen Wohnwagen-Ei, das bei Reiselustigen während der Wirtschaftswunderzeit sehr beliebt war. Heute beschäftigt die KnausTabbert GmbH rund 2.200 Mitarbeiter, die am bayerischen Hauptsitz, im hessischen Mottgers und im ungarischen Nagyoroszi arbeiten. An den drei Standorten rollen komplette Fahrzeuge vom Band, vor allem aber auch das Versprechen von Freiheit – denn an der Idee des Caravanings hat sich über die Jahrzehnte nichts geändert. Wer sich einen Wohnwagen oder ein Reisemobil zulegt, hat unterwegs immer ein Zuhause und ist zugleich flexibel genug, um jederzeit dem schönen Wetter oder der eigenen Reiselust hinterherzufahren. Egal, wo es einen hintreibt: Bett und Küche sind schon da.
REKORD UND SUPERHELDEN
Diese Form der Unabhängigkeit ist angesagter denn je – die Caravaning-Branche boomt. Im vergangenen Jahr wurden allein in Deutschland rund 63.000 Wohnwagen und Reisemobile zugelassen – so viele wie noch niezuvor. KnausTabbert fährt bei den Verkaufszahlen vorne mit und bietet mit seinen vier Marken KNAUS, TABBERT, WEINSBERG und T@B Freizeitmobile für alle Bedürfnisse. Allein bei den Wohnwagen stehen 16 Baureihen zur Verfügung, mit rund 130 verschiedenen Grundrissvarianten. Das Angebot reicht vom preisbewussten Bestseller WEINSBERG CaraOne bis zum TABBERT Cellini, einem Luxus-Caravan mit Ledersitzen, Möbeln im Teak-Look und ausfahrbaren Wänden zur Innenraumvergrößerung. „Wir hören unseren Kunden genau zu und reagieren schnell auf aktuelle Trends und die Bedürfnisse am Markt“, sagt Geschäftsführer Wolfgang Speck.
Ein Beispiel dafür ist der kleine Wohnwagen T@B. Mit seiner Tropfenform surft er auf der seit Jahren andauernden Retrowelle und erinnert an den Ur-Caravan TABBERT Ideal von 1955. Die Knutschkugel bietet Platz für zwei Personen und richtet sich an Menschen, die flexibel und unkompliziert reisen möchten. Um den T@B ist inzwischen ein richtiger Fan-Kult entstanden. Passend dazu wirbt KnausTabbert mit Prospekten im Stil von Superhelden-Comics.
WOZU NOCH EIN LAGER?
Die starke Nachfrage am Markt bedient die KnausTabbert GmbH mit der Produktion von rund 21.000 Fahrzeugen allein in 2017. In Jandelsbrunn werden sowohl Wohnwagen als auch Reisemobile gebaut. Viel Handarbeit ist gefragt: Es wird geschraubt, geklebt, verdrahtet und gebohrt. Die Teams in den Fertigungsstraßen der großen Werkshallen agieren wie in der Boxengasse der Formel 1 – allerdings mit weniger Hektik, weil ihre Arbeit komplexer ist.
Die Chassis der Freizeitfahrzeuge bestehen aus einem verzinkten Stahlblechrahmen und den Rädern. Die Chassis werden in Einzelteilen angeliefert und montiert. „Alles andere bauen wir darauf auf“, sagt Produktionsleiter Herbert Krinninger. KnausTabbert stellt die Möbel für den Innenraum selbst her – vom Bett über den Schrank bis zur Küchenzeile.
Der Aufbau eines Freizeitmobils geschieht von innen nach außen. Erst zum Schluss werden die Seitenwände befestigt und das Dach auf den Caravan gesetzt – dann ist quasi Richtfest im fahrbaren Eigenheim. Das richtige Werkzeug spielt dabei eine große Rolle. „Meine Mitarbeiter müssen in den Fahrzeugen oft mit beengten Platzverhältnissen zurechtkommen“, erzählt Krinninger. „Unter anderem setzen wir deshalb Würth Akkuschrauber ein. Die sind kompakt und haben vorne eine praktische Lampe integriert.“
Doch nicht nur die Akkuschrauber sind von Würth. Pro Jahr werden rund 80 Millionen Teile von Künzelsau an die drei Standorte der KnausTabbert GmbH geliefert – vom Kabelbinder über die Silikonspritze bis zur Schraube. „In einem Fahrzeug von KnausTabbert stecken etwa 2.000 Teile von uns“, schätzt Würth Außendienstmitarbeiter Alfons Friedl. Er betreut KnausTabbert seit zwölf Jahren und besucht den Hauptsitz in Jandelsbrunn zwei Mal pro Woche. Man nennt ihn dort inzwischen den „Würth Minister“, ein Spitzname, der das vertrauensvolle Miteinander widerspiegelt.
„Würth ist für uns ein wertvoller Partner, der alles aus einer Hand liefert – und zwar direkt an die Fertigungsstraße“, sagt Krinninger. Das ist wörtlich zu nehmen, denn ein Schraubenlager gibt es in Jandelsbrunn nicht. Die Bandleiter bestellen ihr Material selbst, worauf Würth die Bestellungen binnen 24 Stunden liefert. Alfons Friedl schickt sogar eine Mitarbeiterin zu seinem Kunden, die die Regale in den Fertigungsstraßen auffüllt und legt manchmal auch persönlich Hand an. „Dieser Service nimmt uns eine Menge Arbeit ab“, lobt Krinninger.
HOLZ GIBT HALT
Ein Wohnwagen oder Reisemobil bleibt oft über Jahrzehnte im Einsatz. Während dieser Zeit muss es jeder Witterung standhalten, zugleich aber auch leicht sein, damit die Kunden spritsparend unterwegs sind. Holz spielt als Werkstoff für die preisgünstigeren Fahrzeugmodelle eine große Rolle, weil es diese Anforderungen erfüllt. Der Naturstoff wird beispielsweise für beschichtete Bodenplatten eingesetzt. Selbst in Fahrzeugen, die mehrheitlich aus Kunststoffen bestehen, kommt Holz als Stabilisator vor und gibt beispielsweise den Fensterrahmen Halt. „Dort, wo bei KnausTabbert Holz im Spiel ist, findet man meistens auch ASSY®-Schrauben von Würth“, weiß Alfons Friedl. Die Schraube hat nur geringe Spaltkräfte und eignet sich deshalb gut für Verschraubungen in den Randbereichen, wo das Holz auf keinen Fall ausplatzen darf.
REVOLUTION MIT DÜBEL
Neue Ideen für den Leichtbau entstehen im Forschungs- und Entwicklungszentrum von KnausTabbert in Jandelsbrunn. Dort wurde auch die „Frame-Technologie“ entwickelt, eine selbsttragende Rahmenstruktur für den Wohnwagenbau. Durch sie müssen die Seitenwände und Möbel der Freizeitmobile keine tragende Funktion mehr erfüllen und können aus leichteren Materialien gefertigt werden.
Eine weitere Innovation steckt in den Möbeln: Zusammen mit Würth hat KnausTabbert die KALTSCHMELZ®-Technik in den Caravaning-Bau gebracht. Die Grundlage der Entwicklung bildet die geschützte WoodWelding® Technologie der WW WoodWelding GmbH aus der Schweiz. Sie erlaubt es, leichte Sandwichmaterialien im Möbelbau zu verwenden und diese zuverlässig ohne Klebstoff und lange Verarbeitungszeiten zu verbinden.
Die namensgebende Komponente ist eine Art Kunststoffdübel, der in ein Bohrloch gesetzt und per Ultraschallschwingungen aufgeschmolzen wird. Die beiden Außenseiten des Kunststoffdübels verbinden sich daraufhin mit dem Trägermaterial und erkalten binnen weniger Sekunden. Anschließend ist es möglich, eine Schraube einzudrehen, um Anbauteile zu befestigen oder die leichten Platten miteinander zu verbinden. „So entsteht eine Verbindung, die hochstabil und belastbar ist, aber zugleich auch sehr leicht“, fasst Geschäftsführer Wolfgang Speck die Vorteile zusammen.
Die Kooperation ging sogar noch einen Schritt weiter: Passend zum Dübel entwickelten Würth und KnausTabbert eine Schraube, die speziell auf den Caravanbau zugeschnitten ist und die Wohnwagen in ihrem Innersten zusammenhält. So reist immer ein Stück Innovationsgeist aus Jandelsbrunn und Künzelsau mit, wenn die Freizeitmobile die Fertigungshallen verlassen, um in alle Welt zu fahren.