Sie sprießen derzeit aus dem Boden wie junge Schösslinge im Mai: Alle paar Monate werden neue, spektakuläre Hochhäuser aus Holz konzipiert – und bei jedem reklamieren die Bauherren für sich, es werde das höchste des Landes oder sogar der ganzen Welt. Eine öffentlichkeitswirksame Entwicklung, deren Ende nicht absehbar ist. Diese Gebäude befinden sich nicht nur beispielsweise im Alpenraum, wo Holz als Werkstoff beim Bauen traditionell hoch im Kurs steht, sondern im urbanen Umfeld: In der Hamburger HafenCity etwa soll bis 2021 die „Wildspitze“ entstehen, angeblich Deutschlands höchstes Holzgebäude mit einem rund 64 Meter hohen 18-geschossigen Turm. Doch da sind auch noch das „HoHo Wien“ (Gesamthöhe 84 Meter), das Öko-Holzhochhaus in Amsterdam (73 Meter), ein Studentenwohnheim im kanadischen Vancouver (52 Meter) oder das „Skaio“, ein noch im Werden befindliches ökologisches Wohnbauprojekt in Heilbronn (34 Meter).
Markus Kuhbach
Divisionsleiter Holz Adolf Würth GmbH & Co. KG, Künzelsau, 52. Ausbildung zum Fensterbauer und Industriekaufmann bei der Adolf Würth GmbH & Co. KG, dann Produktmanager im Geschäftsbereich Holz. Mehrjähriger Aufenthalt bei Würth Kanada als Außendienstmitarbeiter. Mehr als 16-jährige Tätigkeit als Divisionsleiter Holz national, nun auch international.
Woher kommt dieser Trend, diese Rückbesinnung auf Holz als Baustoff? Für Markus Kuhbach, Leiter Internationale Division Holz bei Würth, liegen die Gründe dafür auf der Hand: „Bauen mit Holz trifft den Nerv der Zeit. Es ist ein nachwachsender, natürlicher und nachhaltiger Rohstoff, der dem Umweltbewusstsein unserer Kunden sehr entgegenkommt.“ Auch bei Würth ist die Nachfrage nach Holzbau gestiegen. Der Würth Holzexperte zählt einige der Vorteile auf: Holz sei sehr belastbar, was Gewichte und Kräfte angeht. Es handle sich um einen gesundheitsverträglichen Baustoff mit großem Wohlfühlfaktor. „Damit kann man bestens optische Akzente setzen“, so Kuhbach. Die Anwendungsmöglichkeiten von Holz seien vielseitig – vorausgesetzt, man setzt es mit Sachverstand ein. „Ein Nagel aus Holz kann ebenso lange halten wie einer aus Metall, denken Sie nur an die vielen historischen Gebäude aus vorigen Jahrhunderten“, so der Divisionsleiter der Würth Sparte Holz.
Apropos Nagel. Würth hat für das Bauen mit Holz eine riesige Produktpalette parat. An erster Stelle steht dabei die ASSY®-Schraube von Würth, die seit mehr als einem Vierteljahrhundert „die Schraube für das Holz- und Bauhandwerk“ ist. So lautet der Titel des 145 Seiten starken Würth Kataloges, einer Art Schrauben-Bibel für Fortgeschrittene. Zu finden sind hier Schrauben für den Holz- oder Terrassenbau, für Spanplatten oder für die Verbindung von Holz und Beton. Zudem gibt es Transportanker-, Winkel-, Balkenschuh- und Klavierbandschrauben, um nur eine kleine Auswahl zu nennen, in allen erdenklichen Größen und mit ganz unterschiedlichen Gewinden und Eigenschaften. Das Geheimnis der Würth ASSY®-Schraube ist ihr asymmetrisch-symmetrisches Gewinde, das rascher ins Holz zieht als normale Gewinde. Es sorgt zudem dafür, dass die Spannung auf die Holzfasern möglichst gering bleibt.
HOLZ RICHTIG NUTZEN: DAS TRIFFT DEN NAGEL AUF DEN KOPF
Die größte, produzierte Schraube, die Würth anbieten kann, ist die ASSY®-Plus-VG-Außen-TX-Holzbauschraube aus verzinktem Stahl mit beeindruckenden 1,5 Metern Länge, die sich durch eine sehr hohe Tragkraft auszeichnet und schnell zu montieren ist. „Ohne dieses Modell könnte man große Holzquerschnitte nicht miteinander verbinden“, so Kuhbach. „Was Sie auch immer bauen – wir halten es zusammen“ ist auch auf dem Katalog-Cover zu lesen.
„Ja, das Bauen mit Holz bietet sehr viele Chancen, es bedarf jedoch fachlicher Beratung“, sagt Markus Kuhbach. Würth bietet deshalb im Rahmen der regelmäßig abgehaltenen und stark nachgefragten Holzbau-Profifachtagen Schulungen. „Dort bekommen die Teilnehmer die Einsatzmöglichkeiten der ASSY®-Schrauben erläutert“, sagt Kuhbach. Außerdem gehe es um Themen wie die technischen Eigenschaften etwa von armiertem Holz oder um Informationen über die Zulassungen für die Schraubenmodelle sowie um den sicheren Umgang mit Holz.
In manchen Fällen ist Holz sogar günstiger als etwa Beton. Markus Kuhbach nennt ein Beispiel: „Um eine Brücke aus Beton bauen zu können, muss man zunächst auf der Baustelle eine Schalung, also eine Gussform produzieren, in die dann der Frischbeton eingebracht wird. Eine Holzbrücke kann hingegen im verarbeitenden Betrieb fertig zusammengebaut werden, bevor sie vor Ort mit einem Schwerlastkran in Position gebracht wird. Das spart Zeit und Geld, es müssen nicht tage- oder wochenlang extra dafür Straßen gesperrt werden.“
„Bauen mit Holz trifft den Nerv der Zeit“
Geld spart übrigens auch, wer Holz richtig behandelt. „Je besser man es pflegt, desto länger hält es“, weiß Markus Kuhbach. Das gilt sowohl für Holzarten wie Esche, Eiche, Kirsche, Erle, Nussbaum oder Zirbe, die vorwiegend in Innenräumen verwendet werden, als auch für Nadelgehölze wie Tanne, Fichte oder Douglasie, die sich für den Außenbereich eignen. Die Gefahr dabei: Holz kann faulen, man muss es vor Witterungseinflüssen schützen.
Für die Holzpflege gibt es bei Würth ein einzigartiges Profisortiment, die „Oberflächenapotheke“. Dabei handelt es sich um einen Koffer, den man mit einer individuellen Auswahl von Produkten befüllen kann, etwa mit einem Retuschierkasten mit zwölf verschiedenen (Holz-)Farbtönen, die wie Wasserfarben aussehen. Gegen Kratzer oder kleinere Beschädigungen hilft ein Retuschierkitt und -wachs in verschiedenen Härtegraden und in allen möglichen Farbnuancen, auch Oberflächenausbesserungs- oder Klarlackspray gehören dazu. Dies alles eignet sich für Küchenarbeitsplatten, Tischoberflächen, Parkettböden oder Treppenstufen.
IMMER DER NASE NACH: BESSER SCHLAFEN MIT ZIRBENHOLZ
Kuhbach kommt auch noch wegen einer anderen Eigenschaft von Holz ins Schwärmen: Holz riecht wunderbar aromatisch, jede Sorte hat einen anderen Duftcharakter. Hölzer sind deshalb seit jeher wichtige Bestandteile der sogenannten Basisnote von Parfüms. Der große französische Parfümeur Serge Lutens zum Beispiel war bei seinem ersten Besuch in Marokko 1968 von dem betörenden Duft von Holz überwältigt: „Ich roch dort die Lieblichkeit und die Üppigkeit der Hölzer, das Gemisch aus Luft, Sonne, Staub und Ausdünstungen, das sich über das Holz verbreitete: das Zedernholz, das in winzigen Zimmermannsbuden zersägt wurde, während ich vorüberging.“
Diese „Duftbionik“ spielt auch bei der Entscheidung für eine bestimmte Holzart beim Bauen oft eine wichtige Rolle. Am bekanntesten ist der aromatische Duft der Zirbe, der sich positiv auf Schlaf und Wohlbefinden auswirkt und gleichzeitig Kleidermotten abschreckt. Zirben riechen süß, frisch, würzig. Dieser Effekt kann über viele Jahre anhalten. Gehobene Wellnesshotels machen sich diese Eigenschaft zunutze und lassen ihre Gästezimmer mit Zirbenholzmöbeln ausstatten. Wer den Begriff „Hotelzimmer mit Zirbenholz“ googelt, findet eine riesige Anzahl solcher Unterkünfte.
„Zur Holzpflege gibt es bei Würth die Oberflächenapotheke.“
Wie sehr Holzmöbel zum Wohlbefinden beitragen, sieht man ebenfalls am Hotel-Restaurant Anne-Sophie in Künzelsau – (fast) alles ist hier aus Holz. Das Viersternehotel, initiiert von Carmen Würth, hatte beim Hochwasser im Mai 2016 einen schweren Wasserschaden davongetragen. Würth Kunde Dieter Ertl Einrichtungen & Innenausbau aus Igersheim hat alles wieder auf Vordermann gebracht: Wandvertäfelungen des Wellnessbereichs, Rezeption, Lobby und Wartebereich mit Theke. Die Firma mit 54 Mitarbeitern hatte das Hotel ursprünglich komplett möbliert und eingerichtet. Modern, was Optik und die Formgebung betrifft, von den eingesetzten Hölzern her eher klassisch, überwiegend wurde astige Eiche verwendet. Und immer waren Würth Produkte im Einsatz: Holzleime und -kleber, Schrauben, Möbelbeschläge und Schubladenführungen. Dieter Ertl, seit 40 Jahren Schreiner, schwört auf diesen Werkstoff, der ihn bereits sein ganzes Berufsleben begleitet: „Holz bietet durch seine natürlichen Strukturen und Maserungen, durch Risse und Astlöcher unglaublich vielfältige Möglichkeiten zur Gestaltung.“ Das Konzept kommt bei den Gästen an: „Ein Ort, gestaltet mit viel Liebe für Herz, Leib und Seele“, so einer der zahlreichen Kommentare auf einem Hotelbewertungsportal. Holz erdet – wie schön!
VERSCHIEDENE HOLZSORTEN IM DETAIL
ROBERT FRIEDMANN
SPRECHER DER KONZERNFÜHRUNG DER WÜRTH-GRUPPE
„Du bist auf dem Holzweg!“ – das sagt man zu jemandem, der in die falsche Richtung geht. Die seit 1495 bekannte Redewendung ist jedoch gleichzeitig eine Aufforderung, sich neu zu orientieren. Sich Herausforderungen ohne Scheu stellen und dabei bewusst Fehlschläge in Kauf nehmen: So entstehen oft die besten und innovativsten Lösungen. Auch bei Würth pflegen wir bewusst diese Art der Fehlerkultur. Sie zeugt nicht von Schwäche oder Unvermögen, sondern von Neugier und Experimentierfreude. Viele unserer erfolgreichsten Produktentwicklungen sind so auf den – richtigen – Weg gebracht worden. Insofern spornt es uns sogar an, manchmal auf dem Holzweg zu sein: Nur so lernen wir Neues.